von Raphael Schmauder
Liebe Brüder und Schwestern,
Ich glaube zur Zeit gibt es zwei Gruppen von Menschen. Auf der einen Seite gibt es die, die Zeit haben. Dazu zählen sich Schüler, manche Studenten und manche Arbeiter.
Auf der anderen Seite aber gibt es auch eine Gruppe von Menschen die seit der Coronakrise nahezu in Arbeit ersticken. Dazu zählt sicher die Arbeit auf Ämtern und im Gesundheitswesen. Aber auch jegliche Personen, die in Leitungspositionen stecken.
Lasst uns diese Menschen nicht vergessen und mit in unser Gebet nehmen.
Egal zu welcher Gruppe wir nun gehören, eines haben wir gemeinsam. Wir dürfen in diesen Zeiten zusammen rücken. Wir rücken durch die Krise in unseren Familien zusammen.
Dabei wird unsere Nächstenliebe, für die wir Christen bekannt sind, auf die Probe gestellt. Wir dürfen mit denen die wir lieben noch enger zusammen rücken. Einerseits ist das ein Privileg, auf der anderen Seite kennen wir die Personen mit denen wir unter einem Dach bleiben dürfen. Wir kennen ihre Macken, ihren Charakter und die Dinge, die uns besonders an ihnen herausfordern.
Sicher ist uns die Situation bekannt, wenn wir mit diesen Personen, also enge Freude oder Familie, in den Urlaub fahren. In der Regel gibt es an den ersten Tagen eine Auseinandersetzung. Jeder hat verschiedene Urlaubsvorstellungen oder möchte zu Beginn des Urlaubs noch das ein oder andere loswerden. Wir wissen also, was es bedeutet, einen längeren Zeitraum auf engem Raum zu verbringen.
Es ist folglich kein Wunder, dass es zur Zeit Menschen gibt, die einen „Lagerkoller“ bekommen. Zuhause bleiben heißt zunächst einmal „Urlaubssituation“ – Die Wahrscheinlichkeit dass es einmal knallt ist ziemlich hoch. Zudem kommen aber noch viele Punkte hinzu. Kleinkinder die zuhause sind, möchten gerne eine Ganztagsunterhaltung, Schulkinder möchten unterrichtet werden, der Ehepartner ist im Stress, weil es neue Dinge zu entwickeln gibt, Sitzungen online abgehalten werden müssen oder das Geld knapp wird. Vielleicht wurde aber auch dem Vater Kurzarbeit verordnet oder er wurde gebeten Homeoffice zu machen. Natürlich wird erwartet, dass er das gleiche Ergebnis erzielt. Es ist leicht nachvollziehbar, dass der „Familienurlaub“ für viele Stress bedeutet.
Das ist die eine Möglichkeit, wie diese Situation bewertet werden kann. Auf der anderen Seite aber birgt diese Zeit auch schöne und gute Möglichkeiten/Chancen für die Familie.
Im Studium bin ich mehrmals über folgenden Vers gestolpert:
Es solch zuerst um Gottes reich und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wir euch das Übrige alles dazugegeben. (Mt 6,33)
Besonders der Beginn hat mich lange beschäftigt: „Es soll euch zuerst um Gottes Reich gehen“ Oft habe ich es mit Aktionismus verbunden. „Okay, Gott, was soll/ muss ich für dein Reich tun?
Erst durch die Begegnung mit 2 Männern, die viel für Gottes Reich getan haben, habe ich umgedacht. Sie haben diesen Abschnitt ganz anders ausgelegt, als ich ihn bisher kannte.
Hans-Peter Wolfsberger gab einmal auf die Frage: „Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, was würdest du dann anders machen?“ die Antwort in Verbindung mit Mt 6,33 „Reich Gottes beginnt in der Familie.“ Detlef Krause, gab der Studentenschaft vor Eintritt in den Ruhestande Folgendes mit auf den Weg: „Reich Gottes ist auch Familie!“ – ebenfalls in Bezug auf Mt 6,33.
Es hat mich bewegt, dass diese Männer, die viel für Gott bewegt haben, am Ende ihrer „Karriere“ zum Schluss kommen, dass sie gerne mehr in ihre Familie investiert hätten und uns dazu ermutigen wollen, dies anders zu machen.
Was für ein Privileg, dass uns Gott durch die Coronakrise das wieder neu ins Gedächtnis ruft.
- Gottes Reich ist auch Familie.
- Gottes Reich beginnt in der Familie.
Ich ermutige dich, der du vielleicht gerade in einem Berg von Arbeit steckst, dir Zeit für deine Familie zu nehmen. Reich Gottes ist auch Familie, nicht nur dein Job, in den dich Gott hinein gestellt hat. Du darfst auch Zeit für deine Familie verwenden.
Zudem ermutige ich dich, dem Gott vielleicht durch die Krise Zeit geschenkt hat, diese Zeit dafür zu verwenden, Zeit mit der Familie zu verbringen. Vielleicht ist es Zeit einem Familienmitglied „Danke“ zu sagen, oder Schulter an Schulter miteinander zu lachen und zu weinen.
Zeit mit der Familie zu verbringen bedeutet, Gottes Reich zu bauen.
„Es soll euch zuerst um Gottes Reich gehen (und dazu gehört Familie) und um seine Gerechtigkeit, dann wird euch das Übrige dazu gegeben.“(Mt 6,33-34)
Oder in anderen Worten: Wer sich um Gottes Reich kümmert, dem verspricht Gott, dass er sich auch um den Rest kümmert.